Törn-Bericht Helsingör–Wedel, 24. Juni–1. Juli 2007
(Skipper: Jürgen Asmussen, Crew: Svenna Koch-Lange und Thomas Lange; Schiff: Impala 33 „Sir Albärtz“)
Sonntag, 24. Juni 2007 – Tornesch -> Helsingör
Thomas und ich frühstücken zu Hause in Ruhe. Dann packen wir unsere 7-Sachen. War gar nicht so einfach, Schlafsack, Segelkleidung und alle Sachen in den Taschen unterzubringen. Um 15.30 Uhr geht der Flieger von Hamburg nach Kopenhagen. Der Flug dauert nicht mal 1 Stunde. Zurück segeln dafür 1 Woche – solche Relationen finde ich immer wieder erstaunlich. Selbst mit dem Zug vom Flughafen nach Helsingör brauchen wir 1 ½ Stunden. Da es regnet und unsere Taschen doch recht schwer zu handeln sind, nehmen wir ein Taxi zum Hafen. Unser Skipper Jürgen wartet am Nordhafen am Schlengel 5 mit seiner Impala 33 schon auf uns. Er ist noch ganz erfüllt von seiner Regatta rund Seeland, die 3 Tage gedauert hat. Nach einem Begrüßungsschluck laufen wir bei Windstille und klarem Wetter um die Burg und durch die Altstadt von Helsingör. Und dann geht es auch schon in die Koje.
Montag, 25. Juni 2007 – Helsingör -> Kopenhagen
Heute geht`s los: Um 12 Uhr legen wir in Helsingör ab. Erst motoren wir, da sich kaum ein Lüftchen regt. Dann kommt ein bisschen Wind OSO 3 und wir segeln. Nach 25,6 sm grüßen wir die kleine Meerjungfrau und machen um 17.30 Uhr im Nyhavn mitten in Kopenhagen fest. Ich spaziere mit Thomas durch die Stadt: durch die FuZo, mit Stop bei McDonalds; bis zum Tivoli, wo Hans-Christian Andersen steht. Zurück verlaufen wir uns etwas bei der Suche nach dem Königspalast Amalienborg. Inzwischen hat Jürgen Dorsch eingekauft und wir kochen auf kulinarisch höchstem Niveau. Abends zieht uns dann noch der Nyhavn mit seinen Musikkneipen an. Wir müssen von der Impala nur 3 Mal lang hinschlagen und sind in einem netten Laden, in dem ein Typ Gitarre spielt und singt.
Dienstag, 26. Juni 2007 – Kopenhagen -> Dragoer
So schön es ist, mitten in der Stadt zu liegen: Auf Segler ist man hier nicht gerade ausgerichtet. Nur mit Mühe finden ich einen netten Kellner, der sein Bistro putzt und offenbar über Baguette verfügt: Er ist so wenig auf Kundschaft am Vormittag eingestellt, dass er darauf besteht, mir das Baguette zu schenken. Um 11 Uhr sagen wir Downtown Kopenhagen adieu und legen ab. Erstmal motoren wir nur bis zum Hafen Lynetten/Margarethenholmshavn. Jürgen geht zum Segelladen, kauft ein paar Kleinigkeiten und kümmert sich um die Impala. Thomas und ich trampen zu einem Netto-Supermarkt und kaufen reichlich ein. Zurück müssen wir mit all den Tüten leider laufen. Um 14 Uhr legen wir wieder ab. Als wir Segel setzen, fällt der Motor aus. Macht ja nichts, zur Abwechslung weht mal Wind. In den Hafen von Dragör segeln wir, bei SW 3. Die Strecke, die wir heute geschafft haben, ist mit 6,2 sm eher dürftig. Das Wetter ist recht schön und wir machen erstmal im Sonnenschein ein Päuschen. Mit Thomas laufe ich durch die hübsche, durchweg gelb gestrichene Altstadt von Dragör. Bevor es die große Brücke gab, war in Dragör mit seinem großen Fähranleger sicherlich mehr los. Heute ist Dragör charmant, aber auch seeeehhhhr ruhig. Am frühen Abend nimmt sich Jürgen den Motor vor: er reinigt geduldigst alle Filter. Und irgendwann läuft der Motor doch tatsächlich wieder! Zur Belohnung kochen wir Rührei und Bratkartoffeln.
Mittwoch, 27. Juni 2007 – Dragoer -> Roedvig
Wir frühstücken bei schönstem Sonnenschein und fast Windstille. Um uns herum sind allerdings reichlich Wolken. Wir sind in der Mitte des Tiefs, sozusagen in the eye of the hurricane – wie sich später eindrucksvoll herausstellt. Der Wetterbericht sagt allerdings „nur“ 6-7 Windstärken voraus. Und so legen wir gegen 12 Uhr ab bei Wind W 6. Das Knotenmessgerät zeigt was es kann und steigt beständig weiter die 20iger hinauf – und dann in die 30iger. Bei Erreichen der 40ieger zeigt das Großsegel leichte Schwächen – das edle Tuch droht zu reißen. Wir wollen es längst bergen, müssen aber erstmal weiter unter Land kommen. Also rollen wir zunächst die Genua ein. Der Wind weht jetzt aus SW mit 7-8 Windstärken. Die See wird auch heftiger. Thomas und Jürgen haben trotzdem Hunger und ich schmiere ihnen belegte Brote. Ich dagegen habe jetzt keinen Appetit. Vor Stevns Klingt können wir dann endlich das Großsegel runterholen und die Fock noch mal besser aufrollen. Dann laufen wir gegen Wind und Welle in Richtung Rödvig; der Windmesser zeigt in der Spitze auf 52 Knoten, was 10 Windstärken entspricht.
Es ist keine gute Idee, bei dem Wetter im Jachthafen anzulegen. Wir sind deshalb nicht die ersten, die den Fischereihafen ansteuern. Selbst dort ist das Anlegen bei dem Sturm ein Abenteuer. Wir machen neben einer 50-Fuß-Bavaria fest. Deren Skipper ist auch einigermaßen überwältigt von seiner Sturmfahrt! Immerhin haben wir heute etwa 30 sm geschafft; wenn wir weiter so vorankommen, wird es trotzdem schwierig, bis Sonntag in Wedel anzukommen. Im Hafen versuchen wir, die Kabine halbwegs trocken zu bekommen. Dann ist Raubtierfütterung: es gibt ein einfach und schnell zubereitetes und gut sättigendes Bauernfrühstück.
Jürgen, der das Revier von so manchen Touren gut kennt, meint später, dass er eine so brutal kurze und steile, wenn auch nicht sehr hohe See wie heute auf dem Öresund noch nicht erlebt habe. Vielleicht liegt das tatsächlich am Seegebiet, denn eine unangenehme Dünung steht im südlichen Öresund zwischen Bögestrom und Stevns Klingt eigentlich immer.
Donnerstag, 28. Juni 2007 – Roedvig -> Vordingborg
Morgens scheint doch tatsächlich die Sonne! Wir hängen die nassen Sachen rundum über`s Schiff zum Trocknen auf. Der Wind hat zum Glück stark nachgelassen. In einem Mini-Supermarkt kaufen wir noch etwas Proviant ein. Gegen 12 Uhr legen wir in Rödvig ab. Bei immer noch viel Wind SWS 5 segeln wir unter Fock Richtung Bögestrom, den wir meist mit Motor durchqueren. Zwischendurch können wir allerdings auch segeln. Nachdem wir auch den Ulfsund passiert haben, nimmt der Wind wieder auf SW 6-7 – also wieder von vorn – zu. Daher schaffen wir es heute nur bis Vordingborg, das an einem schönen Naturhafen liegt. Die Stadt liegt an der IC-Bahnstrecke nach Kopenhagen. Heute haben wir 34 sm geschafft, insgesamt sind es jetzt 96 sm in 4 Tagen. Ca. 185 sm liegen in 3 Tagen aber noch vor uns! Ob das was wird? Thomas hat heute keine Lust zum Kochen und lädt uns ins China-Restaurant Snekken direkt am Hafen zum Essen ein.
Freitag, 29. Juni 2007 – Vordingborg -> Bagenkop
Schon gegen 10.15 Uhr legen wir in Vordingborg ab, Richtung großer Belt. Wind SSW 4-5, später SW 6 und SSW 5-6. Endlich ein passender Wind. Thomas steuert 1 ½ Stunden, während Jürgen Schlaf nachholt. Unser Mindestziel Spodsbjerg erreichen wir gegen 16 Uhr. Um eine Chance zu haben, Wedel bis Sonntag zu erreichen, segeln wir weiter bis Bagenkop am Südzipfel von Langeland. Da wir kreuzen müssen, sind wir erst um 22 Uhr dort. So ein 12-Stunden-Törn ist ganz schön anstrengend! Immerhin haben wir heute mit 65 sm die längste Tagesstrecke bisher zurückgelegt. Wir bereiten noch schnell unser Gemüse und CousCous zu und sinken in die Kojen.
Sonnabend, 30. Juni 2007 – Bagenkop -> Rendsburg
Einigermaßen ausgeschlafen haben wir ein Auge für den Hafen von Bagenkop: Der Hafen ist sehr nett zurechtgemacht, mit roten Holz-Ferienhäuschen und super-Waschanlagen. Da könnten sich Borsfleth und Glückstadt eine Scheibe abschneiden! Bereits um 10 Uhr legen wir ab. Eigentlich schade, kaum etwas von diesem Ort mitzubekommen. Nur die Abendblatt-Schlagzeile haben wir gelesen, dass es in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel/Geesthacht Störfälle und Brände gegeben hat.
Bis Kiel müssen wir wieder komplett kreuzen, teils bei Gewitter und Starkregen mit heftigen Böen und entsprechendem Seegang: Erst Kreuz SW 5, später WSW 6-7.
Erst um 17 Uhr sind wir vor der Schleuse in Holtenau, vor der wir geschlagene 2 Stunden warten müssen! Das liegt wohl vor allem daran, dass in den vergangenen Monaten 2mal Schiffe in die Schleusentore gefahren sind und nun auch Berufsschiffe verstärkt durch die alte Schleuse befördert werden. Da ist Schlangestehen angesagt. 12 € kosten Schleusen und Kanalfahrt. Um 22 Uhr sind wir endlich in Rendsburg; auf dem Weg dorthin schlafe ich eine Runde in der Koje. Der 2. Tage mit so einer Gewalttour! Immerhin 58,5 sm haben wir geschafft und Wedel rückt in greifbare Nähe! Wir sind dann noch in die Rendsburger Altstadt ins Steakhaus gegangen, damit Thomas essensmäßig nicht zu kurz kommt.
Sonntag, 1. Juli 2007 – Rendsburg -> Wedel
Als der Hafenmeister kommt, tanken wir gleich morgens um 8.30 Uhr. Der Tank ist so leer, dass wir wohl von Glück sagen können, dass wir gestern überhaupt noch bis Rendsburg gekommen sind! Nach dem Tanken legen wir gleich ab. Frühstück gibt es auf dem Kanal. Gegen 15 Uhr sind wir in Brünsbüttel durch die Schleuse durch. Eigentlich ist Kanalfahren ja eher langweilig; jetzt war es aber ganz angenehm, mal keinen Wind und Seegang zu haben!
Auf der Elbe haben wir dann endlich wieder Gegenwind! Dementsprechend müssen wir kreuzen bei ca. 5 Windstärken. Mit der Tide schaffen wir es also nicht bis Wedel. Als der Wind weniger wird, schmeißt Jürgen vor Kollmar den Motor an. Zwischen Stade und Wedel schüttet und gewittert es dann noch mal ordentlich. Gegen 20 Uhr sind wir endlich in Wedel – nach etwa 280 sm.
Dort klaren wir auf. Ich soll mit Thomas noch die Genua-Persenning mit dem Spinnaker-Fall hoch ziehen. Das bekommen wir auch ganz gut hin. Leider zieht Jürgen dann noch mal kräftig am Fall, so dass der Schäkel aufgeht. Also lasse ich mich in den Mast ziehen und hole das Fall wieder herunter. Ein luftiger Abschluss für eine stürmische Segelwoche!
Svenna Koch-Lange